30. Juni 2022

IKEA braucht Karl Marx

© www.wikipedia.de - Robert Steffens - Karl-Marx-Monument

Medienberichten zufolge darf die Chemnitzer IKEA-Niederlassung das Karl-Marx-Denkmal in der Stadt Chemnitz für Werbezwecke nutzen. Nach einer Bürgerbefragung werde die Stadt, so die SPD-Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, den Antrag des multinationalen Einrichtungskonzerns genehmigen. Das Möbelhaus feiert sein 15. Jubiläum und wolle deshalb ein überdimensionales Buch vor dem „Nischel“ (Karl-Marx-Kopf) aufbauen.
 

Bürger befragt

In einer Internetumfrage der Stadt Chemnitz hätten, so „PR inside“, 90 Teilnehmer gegen und 72 für die Aktion gestimmt, 16 Einsendungen hätten keine eindeutige Meinung dazu gehabt.
Auch „sachsen-fernsehen.de“ hat die Bürger befragt mit folgendem Ergebnis: 1.217 Bürger haben teilgenommen. 39 Prozent meinten „Finde ich toll!“, 41 Prozent „Ich bin dagegen, denn mit dem Denkmal sollte man respektvoll umgehen!“ und 20 Prozent „Ist mir egal“ .

IKEA zahlt 25.000 EURO für Marx-Werbung

Die Werbekampagne von IKEA, die einmalig für vier Wochen genehmigt wurde und bis spätestens zum Ersten Advent beendet sein soll, ist in der Chemnitzer Bürgerschaft und darüber hinaus umstritten. Für die Werbung am kommunistischen Denkmal der ehemaligen Karl-Marx-Stadt zahle IKEA 25.000 Euro. Es sei eine finanzielle Unterstützung zur Sanierung des Deckmalsockels. Zugleich verpflichte sich IKEA, für ein Jahr die Pflege der Grünfläche neben dem Denkmal der Diktatur des Proletariats.

Die Schizophrenie der Ideologien

Dass nun das Symbol des Sozialismus als Kulisse für kapitalistische Marktstrategien eines schwedischen Großkonzerns (Stiftung in den Niederlanden) dienen soll, zeigt die Schizophrenie der Ideologien. Fast zeitgleich schließt IKEA die Pforten seines Produktionsbetriebes im ostdeutschen Gardelegen, wo 250 Angestellte ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Swedwood Gardelegen GmbH (IKEA-Tochter Swedwood Ost) hatte bereits zu DDR-Zeiten in diesem Möbelwerk die Regalserie „Billy“ gebaut. Mehrere Millionen Euro seien in den Standort investiert worden, darunter auch EU-Fördermittel.