Quelle: ideaSpektrum Nr. 16, 16.April 2009 / idea.de
Christliche Aktivitäten, insbesondere auch mit evangelikalem Hintergrund, geraten zunehmend ins Visier „politisch korrekter“ bzw. linksorientierter Kritiker, wie soeben der Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge vom 20. bis 24. Mai in Marburg, der von der evangelikal orientierten Akademie für Psychotherapie und Seelsorge veranstaltet wird. Dazu eine Glosse von Jürgen Mette (Marburg).Seit Jahren leiden viele Kirchen und Gemeinden unter der Ignoranz der Medien. Gott, Glaube und Kirche sind keine Themen öffentlichen Interesses. Dieses Blatt hat sich schlagartig gewendet. Hier sind einige Tipps, wie Sie mit Ihrer Gemeinde ganz schnell in die Schlagzeilen geraten.
- Räumen Sie gegenüber der Presse ein, dass Sie im Kindergottesdienst die biblische Schöpfungsgeschichte erzählt haben. Bekennen Sie sich freimütig dazu, im Konfirmandenunterricht über das Buch Genesis (1. Buch Mose) gesprochen und Vergleiche zwischen Kreationismus und Evolutionstheorie angestellt haben. Schämen Sie sich nicht.
- Lassen Sie ehrlich raus, dass Sie immer noch das „Vaterunser“ beten und noch nicht das „Mutterunser“ eingeführt haben.
- Schreiben Sie im Gemeindeblatt, dass in ihren Gottesdiensten „Ausländer“ willkommen sind. Man wird Ihnen eine Schlagzeile widmen. Schreiben Sie indes, Sie würden sich um Menschen mit „Migrationshintergrund“ kümmern, wird keine Zeitung von Ihnen Notiz nehmen.
- Berichten Sie öffentlich, dass Ihre Gemeinde einen „Missionar“ ausgesandt hat. Die Presse wird über Sie herfallen. Bitte nicht „Entwicklungshelfer“ schreiben. Das wird nie eine Meldung.
- Veröffentlichen Sie auf Ihrer Internet-Seite ein Seminar zum Thema „Mit Muslimen über den christlichen Glauben reden“. Weil Sie nicht im Vatikan wohnen und deshalb auch nicht über eine Schweizer Garde verfügen, sollten Sie am besten gleich untertauchen.
- Bestehen Sie darauf, dass der neue Küster Ihrer Gemeinde keiner anderen Religion angehören darf als der christlichen. Sie bekommen eine Schlagzeile. Suchen Sie sich einen guten Anwalt und achten Sie auf Menschen, die Koffer vor ihrer Kirche stehen lassen.
- Erwähnen Sie beiläufig, dass Sie am Ende einer Sportübertragung in Ihrem Gemeindezentrum nach dem Sieg der deutschen Mannschaft die Nationalhymne gesungen haben. Schließen Sie abends besser die Fensterläden.
- Berichten Sie ganz entspannt, dass Sie an Ihrem Gemeindefest eine Mohrenkopfwurfmaschine eingesetzt haben. Bleiben Sie danach lieber ein paar Tage in Deckung. Nennen Sie künftig diese Vorrichtung besser „Gerät zur Beförderung von Schaumgebäck mit Schokoladenüberzug, das farbigen Menschen mit Migrationshintergrund nicht schadet“, dann dürfen Sie sich wieder raus trauen.
- Räumen Sie gegenüber der Presse reumütig ein, dass die Jungs beim Pfadfinderlager in Uniformen aufgetreten sind und dass sich die Betreuer am Ende des Lagers mit herzlichen Umarmungen von den Kindern verabschiedet haben. Morgen werden Ihnen die Reporter auflauern.
- Geben Sie ein Seminar zum Thema „Homosexualität“ öffentlich bekannt. Die Medien werden sich drauf stürzen. Die neuen Wächter der politischen Korrektheit werden alle Veröffentlichungen Ihrer Gemeinde observieren lassen und die Presse wird Ihnen viel Aufmerksamkeit schenken.
So kommen Sie mit Ihrer Gemeinde garantiert in die Zeitung. So einfach ist heute kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. So schnell ist die postmoderne Toleranz am Ende. So schnell regiert wieder die alte Gesinnungsschnüffelei. Deutschland bekehrt die Sprache, aber nicht die Herzen!