25. Januar 2022

Atheisten liefern Steilvorlage für Christen

Quelle: idea.de
M a r b u r g (idea) – Die durch Autoren wie Richard Dawkins („Der Gotteswahn“) ausgelöste Atheismus-Debatte führt bei vielen Studierenden zu einem neuen religiösen Interesse.

 
Diese Beobachtung machen leitende Mitarbeiter der SMD (Studentenmission in Deutschland). So seien Hörsaalvorträge gut besucht, die der Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft, der Historiker Jürgen Spieß (Marburg), zu dem Thema hält. Dazu kämen jeweils 100 bis 400 Studierende, berichteten SMD-Generalsekretär Gernot Spies und die Leiterin der Hochschul-SMD, Sabine Kalthoff (beide Marburg), auf der Konferenz „studikon“ gegenüber idea. Daran nahmen vom 9. bis 13. April in Marburg 850 Studierende teil, darunter Gäste aus Bulgarien, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz. Wie Spies weiter sagte, betrachteten prominente Christen in Großbritannien wie der Mathematikprofessor John Lennox (Oxford) die Kampagnen der Atheisten als Steilvorlage, um mit Interessierten ins Gespräch über den christlichen Glauben zu kommen. Für Aufsehen hatte vor allem die atheistische Werbung „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott“ an Bussen gesorgt.

Christen keine „naiven Frommen“
Spies zufolge wird bei den SMD-Hörsaalvorträgen deutlich, dass auch Intellektuelle an Jesus Christus glauben und Christen keine „naiven Frommen“ seien. Einen Trend zur Polarisierung zwischen Christen und Atheisten an den Hochschulen sieht er nicht: „In den 80er Jahren sind wir an den Unis noch viel stärker an den Pranger gestellt worden.“ Kalthoff hat den Eindruck, dass eine kritische Haltung gegenüber Christen unter Studenten zunimmt. In den Gesprächen merke man aber, dass nur wenige Hochschüler Bücher von Atheisten wie dem Oxforder Evolutionsbiologen Dawkins gelesen hätten. Sie hätten den Intoleranz- oder Fundamentalismus-Vorwurf gegen Christen meist in den Medien aufgeschnappt.

Das Kreuz in die Mitte rücken
Auf der studikon wurde eine Übersetzung des Buchs „The Cross of Christ“ des englischen Theologen John Stott (87) vorgestellt. Sie trägt den Titel „Das Kreuz – Zentrum des christlichen Glaubens“. Das Buch, das ab Juni im Buchhandel erhältlich ist, soll die haupt- und ehrenamtlichen SMD-Mitarbeiter anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Werkes motivieren, sich mit dem Thema zu befassen. „Wir wollen das Kreuz in die Mitte rücken“, so Spies. Nach seinen Worten passt das Buch in die gegenwärtige Debatte um den Sühnetod Jesu Christi. Der Sühnetod-Begriff dürfe nicht aufgegeben werden: „Daran hängt die Kraft der Mission.“

Nikoläuse luden zum Ostergottesdienst
Am Ostermorgen feierten die Teilnehmer mit Marburger Bürgern einen Frühgottesdienst im Schlosspark. Dabei wurde die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi während des Sonnenaufgangs vorgelesen. In ihrer Predigt sagte Frau Kalthoff: „Ohne den Glauben an die leibliche Auferstehung Jesu Christi macht der christliche Glaube keinen Sinn.“ Zu dem Gottesdienst hatten Konferenzteilnehmer in der Marburger Altstadt eingeladen. Sie verkleideten sich als Nikoläuse und Engel, um zu verdeutlichen, was Weihnachten mit Ostern zu tun hat. In den Hauptveranstaltungen ging es um den Apostel Petrus. Rednerin war die niederländische Publizistin Noor van Haaften (Soest bei Utrecht). Die Konferenz wollte Studenten motivieren, sich als Christen an den Hochschulen zu erkennen zu geben und über ihren Glauben zu sprechen. Zur SMD gehören 70 Hochschulgruppen mit rund 1.200 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie umfasst ferner knapp 800 Schülerbibelkreise sowie 30 Fach- und Regionalgruppen von Akademikern. Vorsitzender ist der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Hermann Sautter (Göttingen).