18. Mai 2022

Potsdamer Garnisonkirche: Bürgerinitiativen stellen sich gegen Wiederaufbau

Quelle: jungefreiheit.de

Screenshot rbb24.de

POTSDAM. Zwei Initiativen haben Online-Petitionen gegen den geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche gestartet. Unter dem Motto „Bruch statt Kontinuität“ fordert ein Bündnis von Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern eine Änderung des Bauplans. In dem Schreiben, das an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) gerichtet ist, verlangen die Unterzeichner unter anderem eine neue Trägerschaft des Projektes.

„Statt Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Politik und Militär sind zivilgesellschaftliche Initiativen einzubeziehen, die sich für Menschenrechte einsetzen und gegen Militarismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit – wie etwa Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Aktion Sühnezeichen-Friedensdienste“, heißt es in dem Aufruf. Weiterhin kritisieren die bislang rund 460 Unterstützer, daß die Garnisonkirche ein zentraler Identitätsort in der Zeit des Nationalsozialismus gewesen sei. Zudem habe der Sakralbau während der Weimarer Republik „rechtsradikalen Kräften“ als Treffpunkt gedient.

Daher dürfe beim Wiederaufbau auch kein historischer Waffenschmuck nachgebildet werden, um Abstand zur Vergangenheit zu schaffen. „An diesem Ort darf es nicht wieder zu einer Ästhetisierung und Verherrlichung von Kriegsgerät kommen.“ Zu den Unterzeichnern gehört auch die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane.

Kirche sei „Keimzelle der deutschen Kriegsschuld“

Die „Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonskirche“ richtete ihre Forderung an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und ebenfalls an Grütters. Die verantwortlichen Politiker sollten Förderungen für das Projekt einfrieren und den Wiederaufbau stoppen.

Die Urheberin der Kampagne, Sara Krieg, lehnt ebenfalls den historisch korrekten Wiederaufbau des Gebäudes ab. Die Kirche werde auf diese Weise romantisiert und als Opfer dargestellt. „Dabei war sie das Wahrzeichen des preußischen Militarismus schlechthin, eine Keimzelle der deutschen Kriegsschuld, Treffpunkt für Kriegstreiber, Demokratiefeinde, Antisemiten und Monarchisten.“ Allein die Befürwortung des Projekts durch die AfD lasse die Alarmglocken schrillen.

Die 1735 errichtete Garnisonkirche war ein Wahrzeichen Potsdams. Friedrich Wilhelm I. hatte den Bau beauftragt. Zur Kontroverse um den seit 2017 begonnenen Wiederaufbau trug der sogenannte Tag von Potsdam bei. Am 21. März 1933 hatten sich Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg dort zu einem Festakt getroffen. Nach einem Luftangriff am 14. April 1945 brannte die Kirche aus. 1968 ließ die SED die Ruine aus ideologischen Gründen sprengen. (ag)

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