22. Mai 2022

Uneinsichtig und überfordert

Quelle: jungefreiheit.de

Das TV-Duell – Merkel – Schulz | ZDF. Screenshot Youtube-Video

von Michael Paulwitz

Zwei Sozialdemokraten stehen am Interviewtisch und wetteifern, wer am besten merkeln kann. Die eine redet in ihrem berüchtigten Holperdeutsch um ihr bisheriges Versagen herum, weiß aber, daß sie die Chefin bleibt, der andere ist der etwas eloquentere Schwätzer und bewirbt sich schon mal um einen Posten an ihrem Kabinettstisch. Außenminister Schulz, das wär doch auch was, er hat ja früher auch schon mit vielen wichtigen Leuten geredet.

Natürlich war das kein „Duell“, es konnte ja auch keins werden. Dazu müßten die vermeintlichen „Kontrahenten“ nämlich in irgendeiner relevanten Frage unterscheidbare Positionen haben; dazu müßte der zum „Herausforderer“ stilisierte Juniorpartner in Lauerstellung auch mal zum Generalangriff bereit sein, und die Amtsinhaberin müßte eine politische Überzeugung jenseits des Weiterregierenwollens haben, für die sie auch bereit wäre, zu kämpfen und sie gegen Widerspruch zu verteidigen.

Aber eine alternativlos Unfehlbare streitet nicht gern, und der aus dem unverbindlichen Brüsseler Schwadronierhimmel abgestürzte Möchtegern-Kanzlerkandidat auf Jobsuche, der mit seiner neuen Rolle heillos überfordert ist, versucht es gar nicht erst. Nicht mal seine früheren Attackenversuche will er wiederholen, er räumt sie gleich zu Beginn auf Nachfrage freundlich lächelnd ab und freut sich im weiteren Verlauf jedesmal wie ein Musterschüler, wenn er Frau Merkel recht geben kann.

Kritiklose Stichwortgeberinnen

Die hatte schon im Vorfeld jede Diskussionsgefahr gebannt und die Bedingungen entsprechend diktiert. Neunzig Minuten mit vier Interviewern für sämtliche Themen, in einem starren Frage-Antwort-Korsett mit Redezeituhr, so ein Format ist journalistisch unbefriedigend und überflüssig. Den beiden öffentlich-rechtlichen Bezahlfernseh-Moderatorinnen, die es gewohnt sind, als kritiklose Stichwortgeberinnen um die Gottkanzlerin herumzuscharwenzeln, machte das wohl am wenigsten aus.

Ihre beiden Kollegen vom frei empfangbaren Privatfernsehen haben immerhin versucht, noch etwas aus der peinlichen Konstellation zu machen. So wurde die erste Hälfte der Sendung über das Thema gesprochen, das zwar die Bürger am meisten interessiert, das aber die Großkoalitionäre am liebsten ganz aus dem Wahlkampf herausgehalten hätten. Wer sich das angetan hat, konnte immerhin die auch nicht ganz neue Erkenntnis mitnehmen, daß sich am Asyl-, Einwanderungs- und Islamisierungsdesaster mit keinem von beiden Kandidaten etwas substanziell ändern wird.

Merkel würde alles wieder so machen, Schulz hat nur zu kritisieren, daß man die „europäischen Partner“ nicht früher eingebunden hat, um ihnen einen Teil der wie ein Naturereignis hingenommenen Immigrantenflut aufs Auge zu drücken. Die Grenzen wieder schließen will auch keiner von beiden.

„Verliebt ins Gelingen“

Dreitausend Kilometer, das geht doch gar nicht, wiederholt die Kanzlerin ihren Unfug von vor zwei Jahren, man könne doch nicht mit Wasserwerfern gegen Tausende Menschen vorgehen. Warum eigentlich nicht, gegen einheimische Rechtsbrecher, die gegen ein Stelldichein der Mächtigen randalieren, kann man sie doch auch einsetzen.

Schulz will sein „wertvoller als Gold“ auch nicht zurücknehmen, er meine ja den Glauben der „Schutzsuchenden“ an „Europa“. Das ist auch dann noch hanebüchen, wenn man die zugrundeliegende Lüge akzeptiert, alle, die da in unser Land wollten, seien tatsächlich „Flüchtlinge“. Er sei „verliebt ins Gelingen“ und nicht ins Scheitern, gibt er als Schulz-Variante von „Wir schaffen das“ zum besten.

Die „Integration“ werde halt noch Jahre dauern, sagen beide, von den „Gastarbeitern“ seien auch noch immer nicht alle integriert, meint die Kanzlerin; daß unter diesen Umständen weniger Einwanderung angebracht wäre, darauf kommt keiner von beiden. Schulz will mehr Geld für „Integration“, um nicht Einheimische gegen Zuwanderer „auszuspielen“, als käme das Geld vom Himmel und nicht von eben jenen Einheimischen.

Keine kritischen Nachfragen

Mehr Abschiebungen? Da haben wir „ganz hart dran gearbeitet“, behauptet dreist die Kanzlerin, ist schwierig, sagen beide. Den Familiennachzug traut sich auch keiner von beiden in Frage zu stellen, die nächste Million kann schon mal die Koffer packen. Und klar, „der Islam gehört zu Deutschland“, bekräftigt die Kanzlerin.

Daß Bürger sich sorgen wegen der gestiegenen Terrorgefahr, kann sie immerhin „verstehen“, da müßten die „islamischen Geistlichen“ dann halt sagen, daß das „nichts mit dem Islam zu tun hat“. An den Terror sollen wir uns jetzt nun doch nicht „gewöhnen“, und Schulz findet es auch schlimm, daß so viele Gefährder herumlaufen, aber ans Rausschmeißen denkt er genausowenig. Mit der Asylindustrie will sich eben keiner anlegen.

Und die Moderatoren auch nicht mit den Kandidaten, sonst hätten sie sie mit kritischen Nachfragen noch mehr in die Enge treiben können. So plätschert es dahin, Schulz schimpft noch auf Trump und will immerhin die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beenden, „wenn ich Kanzler werde“. Kann er leicht sagen, wird er ja nicht.

Schwarz-rote sozialdemokratische Einheitspartei

Beim Nebenthema Pkw-Maut inszeniert er doch noch so was wie einen Konflikt, und am Schluß verhaspelt er sich auch noch bei seinem eingelernten Sprüchlein zum seltsam berechneten unterschiedlichen Minutenverdienst von Krankenschwestern und Managern.

Und, wer hat gewonnen? Ist völlig egal. Ob Merkel oder Schulz oder Merkel mit Schulz, es geht weiter so. Wenn kritische Fragen gestellt wurden, bei denen beide Kandidaten ins Schwimmen gerieten, kamen die Stichworte aus dem Programm der AfD, mit der die Kanzlerin auf gar keinen Fall koalieren will.

Und dabei wurden Merkel und Schulz nicht einmal wegen der von beiden Parteien zu verantwortenden Milliardenverschwendung für Einwanderung, Euro-Rettung und Energiewende zur Rede gestellt, dafür fehlte den Moderatoren die Zeit und der Biß. Interessant wird’s erst wieder, wenn der Herausforderer von rechts kommt und nicht aus der schwarz-roten sozialdemokratischen Einheitspartei.