24. Mai 2022

Ein geschwätziger Politaktivist auf dem Stuhl Petri

Quelle: jungefreiheit.de

Wappen des Heiligen Stuhls

von Thorsten Brückner

„Der Mensch hat es gelernt, jede Art von wilden Tieren, Vögeln, Schlangen und Seetieren zu bändigen. Aber die Zunge, dieses rastlose Übel voll tödlichen Giftes, kann kein Mensch bändigen“, heißt es im Jakobusbrief. Eine Übung mit der auch Papst Franziskus wiederholt seine Schwierigkeiten hatte. Man ist bei dem geschwätzigen Pontifex aus Lateinamerika nun schon allerlei verbale Aussetzer gewohnt.

Mit seiner neuesten Entgleisung am Tag vor dem Beginn des israelischen Holocaustgedenktags hat der Plauderpapst aber den Vogel abgeschossen. „Viele Flüchtlingslager sind Konzentrationslager – wegen der Menge an Menschen darin“, sagte er am Samstag in Rom. Dabei bezog sich das Kirchenoberhaupt auf seine Eindrücke auf der griechischen Insel Lesbos. Bei seinem Besuch dort im vergangenen Jahr war der Papst von den Zuständen offenbar so schockiert, daß er zwölf auf der Insel gestrandete Migranten mit nach Rom nahm. Alle zwölf freilich Moslems – warum sollte ein Papst auch Christen helfen?

Keine Empörung wie bei Benedikt

Die mediale Empörung über den Konzentrationslagervergleich blieb – anders als bei Papst Benedikt XVI. – aus. Auch von Angela Merkel kam diesmal keine Forderung nach einer Klarstellung wie seinerzeit auf dem Höhepunkt der Williamson-Affäre, als sich einer der Bischöfe der Pius-Bruderschaft, deren Exkommunikation der Papst aufgehoben hatte, als Holocaustleugner entpuppte.

Für toleranzbesoffene Open-Border-Aktivisten ist Franziskus der Posterboy einer neuen Weltordnung. Ihm, dem gutmenschelnden Hirten mit Wurzeln in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, lassen sie alles durchgehen. Sogar der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, entschuldigte Franziskus, unterstellte ihm lediglich eine „unglückliche Wortwahl“.

Dreist war auch Franziskus’ wiederholte Belehrung an die Adresse der Europäer, die immer weniger Kinder bekämen und daher ihre Türen nicht für Migranten verschließen dürften. „Das nennt sich Selbstmord“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in der gleichen Rede. So spricht kein geistlicher Führer, so spricht niemand, der einem Herren dient, dessen Reich nicht von dieser Welt ist.

Keine Barmherzigkeit mit Opfern von Migrantenkriminalität

So spricht ein linker Politaktivist, der bereit ist, die eigenen Glaubensgenossen auf dem Altar des Multikulturalismus zu opfern und dabei das Handeln all jener Kritiker der Masseneinwanderung in den Bereich des Unchristlichen rückt. Barmherzigkeit mit den Opfern von Migrantenkriminalität hat im Weltbild des Jorge Bergoglio offenbar keinen Platz.

Franziskus, der sich gerne als demütiger Diener seines Herrn inszeniert, läßt wenig Demut erkennen, wenn er stets die eigene Position mit einem moralischen Absolutheitsanspruch sakralisiert. Nichts schadet der Kirche mehr als ein Papst, der den Glauben für politische Forderungen mißbraucht. Und wenn ein Papst schon politisch wird, das zeigt der Aussetzer vom Samstag, sollte er wenigstens vorher mal in ein Geschichtsbuch geschaut haben.