29. Januar 2022

Mehr ältere Menschen arbeiten

Quelle: jungefreiheit.de

Hand mit Münzen: Immer mehr Rentner gehen weiterhin einer Arbeit nach Foto: Pixelio/Uschi Dreiucker

ESSEN. Die Zahl der über Siebzigjährigen, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, steigt kontinuierlich. Das geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Demzufolge waren Ende März rund 389.000 geringfügig Beschäftigte über siebzig Jahre alt. Drei Jahre zuvor betrug ihre Zahl noch 318.000, was einen Anstieg von 22 Prozent entspricht. Noch deutlicher fällt das Wachstum bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen aus. Hier stieg die Zahl der über Siebzigjährigen von rund 42.000 um ein Drittel auf knapp 56.000.

Sozialverbände werten dies als ein Indiz für Altersarmut. „Es ist davon auszugehen, daß ein großer Teil der Betroffenen zur Altersarbeit gezwungen ist“, sagte der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, gegenüber der Neuen Rhein Zeitung. Den Kaufkraftverlust der Renten schätze er seit 2004 auf zehn Prozent. Die nordrhein-westfälische Sprecherin des Sozialverbandes VdK, Manuela Anacker, kommt zu einem ähnlichen Schluß: „Ein Teil der älteren Menschen arbeitet sicher gerne auch noch im Alter, aber der größte Teil wird aus existenzieller Not dazu gezwungen.“

„Mini-Jobs sind in der Regel keine Tätigkeiten, die der Selbstverwirklichung dienen, sondern eher der Aufstockung zu niedriger Renten“, ergänzte der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Er forderte gegenüber dem Blatt eine „armutsfeste“ Gestaltung der Renten. Die gegenwärtigen Rentenpläne der Bundesregierung seien eine „Mogelpackung“. (FA)