20. Mai 2022

Evangelischer Pfarrer will zur katholischen Kirche wechseln

Quelle: idea.de

Der Pfarrer Andreas Theurer. Foto: PR

Mit sofortiger Suspendierung hat die württembergische Landeskirche auf das Vorhaben ihres Pfarrers Andreas Theurer (Foto) zur katholischen Kirche übertreten zu wollen, reagiert. Der Geistliche hält die katholische Lehre für biblischer als die evangelischen Überzeugungen.

Stuttgart/Seewald (idea) – Ein evangelischer Pfarrer, der katholische Lehren für biblischer hält als evangelische Überzeugungen, ist vom württembergischer Oberkirchenrat in Stuttgart mit sofortiger Wirkung suspendiert worden. Andreas Theurer habe die für die Evangelische Landeskirche in Württemberg geltenden Bekenntnisse verlassen und könne deshalb nicht mehr Pfarrer von Seewald-Göttelfingen sein, heißt es in einer Mitteilung der Kirchenleitung. Sie begründet die Entscheidung mit dem angekündigten Übertritt zur katholischen Kirche sowie seines vor zwei Wochen erschienenen Buchs „Warum werden wir nicht katholisch? – Denkanstöße eines evangelisch-lutherischen Pfarrers“. Der 45-jährige Theologe wird nach Augsburg ziehen und ab November am dortigen (katholischen) Institut für Neuevangelisierung arbeiten. Auch seine Ehefrau, die der theologisch konservativen Bewegung „Lebendige Gemeinde“ angehörende Landessynodale Gudrun Theurer, will sich der katholischen Kirche anschließen.

Die Vollmacht der Apostel

Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea führte Andreas Theurer seinen Entschluss mit der „langsam gewachsenen Überzeugung“ zurück, „dass katholische Lehren in vielen Fragen eher der Bibel entsprechen als protestantische“. Beispielsweise bewirke die evangelische Überzeugung „Allein die Schrift“, wonach in der Kirche ausschließlich die Bibel als Glaubensgrundlage zu gelten habe, dass zahlreiche Informationen aus der kirchlichen Praxis der apostolischen Zeit aus dem Blick gerieten. Ebenso falsch sei für ihn das Postulat vom Priestertum aller Glaubenden. An zahlreichen Stellen berichte das Neue Testament, dass den Aposteln besondere Aufgaben aufgetragen seien. So hätten beispielsweise nur sie die Vollmacht erhalten, den Heiligen Geist weiterzugeben, während Diakone sich auf das Taufen beschränken mussten. Laut Theurer lassen sich auch das katholische Amtsverständnis ebenso wie die Heiligenverehrung und die Überzeugung, dass Maria leiblich in den Himmel aufgefahren sei, mit dem biblischen Zeugnis vereinbaren. Nach Angaben des landeskirchlichen Medienreferenten, Kirchenrat Dan Peter (Stuttgart), sind in Württemberg Übertritte evangelischer Geistlicher zur katholischen Kirche sehr selten. Er selbst könne sich an keinen Fall erinnern. 1982 wechselte Pfarrer Richard Baumann zur katholischen Kirche, nachdem er 1953 wegen katholischer Ansichten aus dem Pfarrdienst entlassen worden war.

„Lebendige Gemeinde“: Bedauern und Respekt

In einer Stellungnahme der „Lebendigen Gemeinde“ heißt es, dass die Synodalgruppe den geplanten Übertritt seines Mitglieds Gudrun Theurer zur katholischen Kirche bedauere und zugleich respektiere. Es handele sich um eine „in einem langen persönlichen Prozess getroffene Entscheidung“. Man bleibe „über die Konfessionsgrenzen hinweg im Glauben an Jesus Christus verbunden“. Für die Synodalgruppe gelte, dass man „aus voller Überzeugung evangelisch“ sei und sich an dem Schatz des Glaubens freue, so ihr Sprecher, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen).