28. Mai 2022

Nordkorea: Bruder des Machthabers bezeichnet Regime als „Witz“

Quelle: idea.de

Statue Kim Il Sung in Pjöngjang Nordkorea - Foto: Torsten Weidemann/pixelio.de

London/Tokio (idea) – Scharfe Kritik am kommunistischen Regime in Nordkorea kommt aus der Herrscherfamilie. Kim Jong-Nam, der im chinesischen Exil lebende Halbbruder des neuen Diktators Kim Jong-Un, bezeichnet das Regime in Pjöngjang als „Witz“.

Es sei zum Scheitern verurteilt, erklärte der 40-Jährige in E-Mails an den japanischen Journalisten Yoji Gomi von der Zeitung Tokyo Shimbun. Der 28-jährige Kim Jong-Un, der von dem am 17. Dezember verstorbenen Diktator Kim Jong-Il (69) als Nachfolger eingesetzt wurde, sei nur eine „nominelle Figur“ in der Machtelite. Wie die Londoner Zeitung „The Times“ berichtet, gilt Kim Jong-Nam als ein Außenseiter in der nordkoreanischen Herrscherfamilie. Er ging aus einer Liaison Kim Jong-Ils mit der Schauspielerin Sung Hae Rim hervor, die 2002 in Moskau verstarb. Die Existenz des Sohnes wurde geheim gehalten; der Times zufolge verlebte er seine Kindheit in Isolation und wurde mit Geschenken überhäuft. Er besuchte ein Internat in der Schweiz und kaufte oft Luxusartikel in Genf und Paris ein. 2001 wurde er aus Japan ausgewiesen, weil er sich dort mit einem gefälschten Pass der Dominikanischen Republik aufhielt. Jetzt lebt er nach eigener Aussage „unter dem Schutz“ der chinesischen Regierung. Dies nähre die Vermutung, dass ihn Peking als möglichen kommenden Regierungschef Nordkoreas in Reserve halte, so die Times.

Sohn gibt sich als Christ aus

Kim Jong-Nams 17-jähriger Sohn Kim Han-Sol erregte im Oktober vorigen Jahres Aufsehen, weil er sich im Internet-Netzwerk MySpace als Christ ausgab. Auf einem Foto sei er mit einem Kruzifix um den Hals zu sehen, hieß es in Presseberichten. Er soll künftig eine internationale Privatschule besuchen, das United World College in Mostar (Bosnien). Die Einrichtung ist eine von 13 Oberschulen rund um den Globus, die der Völkerverständigung dienen. Nordkorea gilt als das Land mit der schlimmsten Christenverfolgung. Nach Schätzungen werden bis zu 70.000 Christen als Staatsfeinde in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten. Von den 24 Millionen Einwohnern sind offiziellen Angaben zufolge etwa 12.000 Protestanten und 800 Katholiken, die zu vier staatlich anerkannten Kirchengemeinden gehören. Mindestens 200.000 versammeln sich im Untergrund.