22. Januar 2022

Christfest: Soll der Weihnachtsmann abdanken?

Quelle: idea.de

JesusHouse 2011 - Foto: Thomas Schneider

Wetzlar (idea) – In Kaufhäusern, auf Weihnachtsmärkten, im Fernsehen – der Weihnachtsmann ist allgegenwärtig. Als Symbolfigur für das Weihnachtsfest verdrängt er zunehmend das Jesuskind in der Krippe. Dabei gibt es den Mann mit dem rot-weißen Mantel und Rauschebart erst seit 150 Jahren.

Sein Durchbruch gelang ihm 1932 – durch eine Marketingkampagne des Getränkeherstellers Coca-Cola. Wie sollen Christen auf diese Entwicklung reagieren? Sollen sie den Weihnachtsmann ablehnen? Unterschiedliche Standpunkte vertreten zwei engagierte Christen in Beiträgen für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

Aus dem Fest der Erlösung ist ein Konsumfest geworden

Der Lektor der Christlichen Verlagsgesellschaft, Mirko Merten (Dillenburg / Mittelhessen), ist überzeugt: „Wir brauchen keinen Weihnachtsmann.“ Er sei ein neuzeitliches Kunstwesen, das am besten „mit seinen Rentieren im hohen Norden“ bleiben solle: „Da kann er keinen Schaden anrichten.“ Es handele sich um eine Symbolfigur für weihnachtliches Schenken, die zu „Kauforgien“ animiere: „An ihm wird deutlich: Aus dem Fest der Erlösung ist ein Konsumfest geworden. Er ist das Ergebnis der Entchristlichung von Weihnachten.“ Merten zufolge verstellt der Weihnachtsmann den Blick auf die Weihnachtsbotschaft: „Die Gnade Gottes ist in Jesus Christus erschienen, um den Menschen das Heil zu bringen. Es geht um Gottes Geschenk an uns – nicht um die Pakete des Weihnachtsmanns.“ So knuffig der alte Mann mit Bäuchlein und Bart auch sein möge, er lenke von der Hauptsache ab. Nach Weihnachtsmann-Logik werde derjenige beschenkt, der „brav und artig war“. Dagegen gelte die Gnadengabe Gottes allen – „auch frechen und bockigen Kindern“. Wenn Kinder das begriffen, hätten sie den Kern von Weihnachten erfasst.

Mit Hilfe des Weihnachtsmannes über Jesus sprechen

Anderer Ansicht ist die Diplom-Sozialpädagogin Doreen Paul (Weißenberg bei Bautzen/Sachsen). Viele Menschen hegten Sympathie für den Weihnachtsmann, auch jene, die den Hintergrund des Weihnachtsfestes nicht kennten. Frau Paul befürchtet, dass sie Mitmenschen verprellt, wenn sie den Weihnachtsmann kategorisch ablehne: „Ein gutes Gespräch über den Sinn von Weihnachten wäre nicht möglich.“ Natürlich wolle sie eindeutig Position beziehen – in der Kindererziehung wie im Gespräch mit Nachbarn: „Jesus ist die Quelle unserer Weihnachtsfreude, nicht der Weihnachtsmann.“ Das Kind in der Krippe sei heilsnotwendig, „nicht ein bärtiger Mann im roten Mantel“. Wer aber Angst habe, sein Seelenheil zu verlieren, nur weil er vom Weihnachtsmann ein Geschenk annehme, sei „wahrlich zu bedauern“. Als Christin habe sie die protestantische Freiheit, mit anderen Menschen Dinge zu teilen, die ihnen vertraut sind, und die ihr nicht schadeten.