30. Juni 2022

Libyen: Fast alle Christen haben das Land verlassen

Quelle: idea.de

Der katholische Bischof Sylvester Magro. Foto: PR

Tripolis (idea) – Wegen des seit über drei Monaten anhaltenden Bürgerkriegs in Libyen haben die allermeisten Christen das nordafrikanische Land verlassen.

In der Rebellenhochburg Bengasi erklärte der katholische Bischof Sylvester Magro gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, er sei früher für etwa 10.000 Kirchenmitglieder zuständig gewesen; jetzt seien es noch wenige Hundert. In einer Pfarrei ist die Zahl der Katholiken von etwa 1.000 auf 40 gesunken. Pfarrer Polla Eshak betonte jedoch, dass dies nicht auf Verfolgung zurückzuführen sei. Unter dem Machthaber Muammar al-Gaddafi hätten Christen bereits relativ große Freiheit genossen; diese Erfahrung mache man auch mit den Aufständischen. Vielmehr flöhen die Christen vor dem Krieg und seinen Folgen. Insgesamt sind etwa eine halbe Million Libyer nach Tunesien, Ägypten und andere Länder geflüchtet. Die Zahl der Todesopfer wird auf bis zu 30.000 geschätzt; darunter sind viele Zivilisten. Die Infrastruktur in weiten Teilen Libyens ist durch Bombardierungen von Seiten des Regimes und der NATO vielfach zerstört. Es mangelt unter anderem an Nahrung und medizinischer Versorgung. Wie Bischof Magro sagte, sei die Lage sehr besorgniserregend: „Wir verbringen viel Zeit im Gebet für ein Ende des Konflikts.“ Offiziell leben rund 80.000 Christen – meist Katholiken – unter den 6,5 Millionen meist muslimischen Einwohnern Libyens. Sie kommen aus Afrika, Asien und Europa und gehören katholischen, anglikanischen, orthodoxen und pfingstkirchlichen Gemeinden an.