22. Januar 2022

EC-Bundespfarrer: Gebetskurse als Ergänzung zu Glaubenskursen?

Quelle: ead.de

Rudolf Westerheide; Quelle: www.ec-jugend.de

Kassel (idea) – Das laute gemeinsame Beten – die Gebetsgemeinschaft – steckt in der pietistischen Jugendarbeit in einer Krise. Dieser Ansicht ist der theologische Leiter des Jugendverbands „Entschieden für Christus“ (EC), Bundespfarrer Rudolf Westerheide (Kassel).
 

In den EC-Kreisen beobachte man einen „schmerzlichen Abbruch beim gemeinsamen Gebet“, schreibt er in seinem Bundespfarrerbericht 2011. Eine Umfrage unter den hauptamtlichen Mitarbeitern habe ergeben, dass zwar in vielen Jugendkreisen „kräftig und auch persönlich gebetet wird“. Aber zugleich werde vielfach gemeldet, dass Jugendliche beim lauten Beten in der Gruppe sehr zurückhaltend seien. Sie haben laut Westerheide oft die Sorge, „nicht an die flüssigen Formulierungen der alten Hasen heranzureichen“; deshalb schwiegen sie lieber. Damit dürfe man sich nicht abfinden. Es gebe einfache Hilfen, um Jugendlichen „die gute alte Gebetsgemeinschaft“ lieb zu machen. Ein Beispiel sei das „Popcorn-Gebet“, bei dem jeder jeweils einen Satz oder ein Stichwort einwirft, aber kein ausformuliertes Gebet sprechen muss. Eine weitere Vorstufe zum freien Gebet bestehe darin, Zettel mit Gebeten oder Bibelversen auszuteilen, die dann als Beitrag zur Gebetsgemeinschaft gelesen werden können.

Gebetskurse als Ergänzung zu Glaubenskursen?

Westerheide regte zum Nachdenken darüber an, ob es neben Glaubenskursen auch Gebetskurse geben sollte. Der Theologe beobachtet ferner „eine Art Eventisierung des Gebets“ (Event/Ereignis). Beispiele seien Gebetsaktionen rund um die Uhr, Gebetskongresse oder Gebetstreffen in Kneipen und Straßenbahnen. Westerheide: „Ich stehe den Gebetsevents und -initiativen sehr positiv gegenüber und neige zu der Ansicht, dass ihr Wegfallen das kontinuierliche Gebet vor Ort nicht beflügeln, sondern eher weiter lähmen würde.“ Der Deutsche EC-Verband erreicht in seinen 3.000 wöchentlichen Gruppen über 35.000 junge Menschen. Die weltweite EC-Bewegung hat rund zwei Millionen Mitglieder in etwa 50 Staaten.