25. Januar 2022

Finanzskandal: Verantwortliche sollen sich entschuldigen

Quelle: idea.de

Gegen den Missionar und Geschäftsmann Paul Traxel läuft bei der Staatsanwaltschaft Bonn ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts. Foto: Roland Kohls

Detmold (idea) – Im Finanzskandal um den Missionar und Geschäftsmann Paul Traxel haben der Bund Taufgesinnter Gemeinden (Detmold) und Leiter russlanddeutscher Gemeinden einen Offenen Brief an die Verantwortlichen gerichtet und von ihnen eine Entschuldigung gefordert.
 

Der Mitgründer des Internationalen Centrums für Weltmission (heute: „To all nations“) hatte von vorwiegend russlanddeutschen Baptisten – auch mit Unterstützung von Pastoren – rund 15 Millionen Euro an Darlehen für Devisengeschäfte eingeworben. Ein Teil der Gewinne sollte in die Mission fließen. Etwa ein Drittel der eingeworbenen Gelder ging an die TXL Business Academy, die im August Insolvenz anmeldete. Wie der Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier Anfang Oktober bekanntgab, werden die Geldgeber ihre Darlehen wohl nicht zurückbekommen. Gegen Traxel läuft bei der Staatsanwaltschaft Bonn ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts. In dem Offenen Brief fordern die Unterzeichner die Mitverantwortlichen für den Verlust von Millionen Euro „zu einer deutlichen Stellungnahme gegenüber den Opfern der TXL-Devisenspekulationen auf“. Durch die Insolvenz der TXL Business Academy hätten nicht nur zahlreiche Gemeindeglieder ihr Erspartes verloren, sondern in der Öffentlichkeit würden Christen auch wegen der Vermischung von Glauben, Mission und spekulativen Finanzgeschäften angegriffen. Wenn nicht deutlich Verantwortung übernommen werde, drohe neben dem Verlust des Geldes auch „die Schädigung des guten Rufs vieler christlicher Werke und Gemeinden“. Die Unterzeichner des Schreibens halten es für „unsachgemäß, dass in der Berichterstattung über den Fall TXL eine pauschale Kritik an russlanddeutschen Gemeinden geübt wird“. Viele Mitglieder von Gemeindeleitungen und Pastoren hätten von Anfang an auf die Problematik der TXL-Geschäfte hingewiesen und davor gewarnt.

Opfer nicht sich selbst überlassen

Es sei aber auch nicht hinnehmbar, dass geistliche Verantwortungsträger wie Pastoren und Mitglieder von Gemeindeleitungen erst in ihrem Dienst für die umstrittenen TXL-Devisenspekulationen ausgesprochen hätten, die Opfer dieser Geschäfte jetzt aber sich selbst überließen. Zahlreiche Investoren hätten ihr Geld TXL nur deshalb anvertraut, weil ihre geistlichen Vorbilder dafür geworben hätten. Im Blick auf Konsequenzen aus dem Finanzskandal heißt es: „Damit ähnliche Vermischungen zwischen privaten Finanzgeschäften und geistlichen Diensten sich in der Zukunft nicht wiederholen, ist es notwendig, dass sich die Verantwortlichen bei den Opfern entschuldigen, zumindest aber sich von weiteren Vermischungen von spekulativen Geldgeschäften und Glaubensdingen in ihren Gemeinden distanzieren.“ Unterzeichnet ist das Schreiben von den Vorständen des Bundes Taufgesinnter Gemeinden (BTG), der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen (AG Welt/Horn-Bad Meinberg/Lippe) sowie von Pastoren und anderen Verantwortlichen aus neun Gemeinden. Der 1989 gegründete BTG ist ein Zusammenschluss von 26 evangelikalen Gemeinden mit über 6.000 Mitgliedern. Sie wollen „auf biblischer Grundlage missionieren und Gemeinde bauen“.