20. Oktober 2021

Zu viele Gemeinden sind müde geworden …

Quelle: idea.de

Der Gemeindeaufbau-Experte Eberhard Schilling. Foto: PR

Frankfurt am Main (idea) – Warum schrumpfen die meisten Kirchen in Deutschland und was hindert sie am Wachstum? Zu dieser Frage äußert sich der Gemeindeaufbau-Experte Eberhard Schilling (Nürnberg) im evangelisch-methodistischen Magazin „unterwegs“ (Frankfurt am Main).
 

Nach seiner Einschätzung ist es in Mitteleuropa schwerer geworden, Menschen zum christlichen Glauben zu führen. Für die evangelistische Durchdringung der Gesellschaft brauche man jeden einzelnen Christen: „Da läuft sehr viel auf der Beziehungsebene – Freundschaften müssen aufgebaut und gepflegt werden.“ Viele wollten diesen Preis für die Weitergabe des Evangeliums nicht zahlen, so Schilling in einem Interview. Er ist Pastor des JesusCentrums in Nürnberg und übergemeindlich Sekretär für missionarischen Gemeindeaufbau und Gemeindegründung im Evangelisationswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Zur Lage der Freikirche sagte er: „Zum Glück haben wir eine ganze Reihe von Gemeinden, die vital und anziehend sind; daneben gibt es leider zu viele Gemeinden, die müde geworden sind, und darunter leiden, dass die Kräfte nachlassen.“ Es gebe noch zu wenige Gemeinden, in denen eine Aufbruchstimmung herrsche: „Unser Gemeindemix ist in dieser Hinsicht nicht ausgewogen genug.“ Laut Schilling wird der Mitgliederrückgang in den Kirchen durch den Bevölkerungsrückgang verschärft. Außerdem erreiche man Menschen ausländischer Herkunft trotz guter Ansätze noch zu wenig. Die EmK hat rund 56.000 Kirchenglieder und –angehörige. Diese Zahl schrumpft jährlich um ein bis zwei Prozent.

Wie Gemeinden zukunftsfähig werden

Zur Frage, was Gemeinden zukunftsfähig mache, nannte Schilling drei Faktoren: inspirierende Gottesdienste, leidenschaftliche Spiritualität und liebevolle Beziehungen. Wenn eine Gemeinde das lebe, wozu sie Gott berufen und beauftragt habe, dann werde sie sich gesund entwickeln können. Schilling ist überzeugt: „Zahlenmäßiges Wachstum stellt sich am ehesten ein, wenn wir uns auf das geistliche Wachstum konzentrieren.“ Auf die Frage, warum das JesusCentrum seit Jahren stetig wächst, antwortete der Pastor: „Wir machen es nicht, Gott schenkt es … Wir versuchen, dem Geist Gottes Raum zu geben.“ Die Gemeinde messe der Motivation der Mitarbeiter und einem guten „Betriebsklima“ große Bedeutung bei. Außerdem mache man sich viele Gedanken über die Gestaltung der Gottesdienste, leiste sich ein Evangelisationsteam und bete viel. Laut Schilling besuchen im Durchschnitt 120 Erwachsene und 50 Kinder den Gottesdienst des JesusCentrums.