18. Mai 2022

Lutheraner uneins beim Thema Sexualität

Quelle: idea.de

Stuttgart (idea) – Bedenken gegen den Umgang mit dem Thema Sexualität, speziell mit Homosexualität im Pfarramt, in einigen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds (LWB) hat der Vorsitzende des Internationalen Lutherischen Rates (ILC), Gerald B. Kieschnick (St. Louis/US-Bundesstaat Missouri) geäußert.
 

Christen hätten heute keinen „allgemeinen breiten Konsens, ganz zu schweigen von völliger Übereinstimmung, darüber, was die Ehe in den Augen Gottes darstellt, oder welche sexuelle Verhaltensweisen akzeptabel sind und welche nicht“, sagte er in einem Grußwort vor der LWB-Vollversammlung in Stuttgart. Er fürchte, dass „viele der heiligen biblischen Wahrheiten, die die Reformation eingeleitet haben, in Gefahr sind, verloren zu gehen“. Kieschnick bezog sich auf die anhaltenden Kontroversen innerhalb der lutherischen Kirchen und anderen Konfessionen darüber, ob gleichgeschlechtliche Partnerschaften gesegnet werden und Homosexuelle, die in einer Partnerschaft leben, als Geistliche wirken dürfen. Der theologisch konservative ILC betrachtet Homosexualität als Verstoß gegen den Willen Gottes. Dem ILC gehören 34 Kirchen mit rund fünf Millionen Mitgliedern an. Der LWB umfasst 145 Mitgliedskirchen mit mehr als 70 Millionen Mitgliedern. Kieschnick ist scheidender Präses der 2,4 Millionen Mitglieder zählenden Lutherischen Kirche – Missouri Synode in den USA. Mitte Juli wurde zu seinem Nachfolger Matthew Harrison gewählt. Die Lutherische Kirche – Missouri Synode steht in Kirchengemeinschaft mit der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Deutschland.

US-Lutheraner führen Schwule ins Pfarramt ein

Trotz seiner Sorge um den Fortbestand reformatorischer Prinzipien und biblischer Wahrheit in einigen LWB-Kirchen bezeichnete Kieschnick den scheidenden LWB-Präsidenten, Bischof Mark S. Hanson (Chicago), als Freund und „Bruder in Christus“. Hanson steht der 4,6 Millionen Mitglieder zählenden Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) vor. Diese hat am 25. Juli in San Francisco (Kalifornien) sieben Homosexuelle ins Pfarramt eingeführt. Seit die Kirche vor einem Jahr diesen Weg frei gemacht habe, hätten 185 Gemeinden ihren Auszug aus der ELKA beschlossen, berichtet die Tageszeitung New York Times. Homosexuelle Geistliche sind in den USA auch in der anglikanischen Episkopalkirche und der Vereinigten Kirche Christi zugelassen. Diese steht in Kirchengemeinschaft mit der deutschen Union Evangelischer Kirchen, der 13 Landeskirchen angehören.