25. Mai 2022

Immer mehr Deutsche sind bindungsgestört

Quelle: idea.de

Bad Blankenburg (idea) – Immer mehr Deutsche sind dauerhaft bindungsgestört. Darauf hat der Leiter evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge, „Weißes Kreuz“, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), aufmerksam gemacht.
 

Wie er am 30. Juli bei der Allianzkonferenz im thüringischen Bad Blankenburg sagte, gingen Experten davon aus, dass gegenwärtig 55 Prozent der Deutschen nicht in der Lage seien, dauerhaft eine Bindung einzugehen. Die Zahl der Ehescheidungen sei zwischen 1900 und 2000 um das 21-fache gestiegen: Gab es damals 476.491 Eheschließungen und 9.152 Scheidungen, so gaben sich hundert Jahre später 418.550 Paare das Ja-Wort und 194.408 lösten ihr Eheversprechen wieder. Statistisch gesehen gibt es deutschlandweit gegenwärtig die meisten Scheidungen in Emden. Dort werden durchschnittlich 49,5 Ehen pro 10.000 Einwohner geschieden. Am geringsten ist die Scheidungsquote mit 8,5 geschiedenen Ehen pro 10.000 Einwohner in der Oberlausitz.

Hauptgründe: Fehlende Vorbilder und voreheliche Sexualität

Von den heute 60-Jährigen waren 69 Prozent verheiratet, als sie 30 Jahre alt waren; von den heute 30-Jährigen sind nur 16 Prozent verheiratet. Hatten heute 60-Jährige mit 30 Jahren im Durchschnitt 1,9 feste Beziehungen, so sind es unter heute 30-Jährigen 3,7. Waren von den heute 60-Jährigen mit 30 Jahren 17 Prozent Single, so sind es unter den heute 30-Jährigen 29 Prozent. Gründe für diese Entwicklung sieht Trauernicht u.a. in fehlenden Vorbildern und vorehelicher Sexualität. Nachgewiesenermaßen sei es wahrscheinlicher, aus Beziehungen auszubrechen, je mehr sexuelle Kontakte man hatte. Bemerkenswert sei zudem, dass die Tendenz zu alternativen und außerehelichen Beziehungsformen unter Abiturienten höher sei als unter Gleichaltrigen mit Haupt- oder Realschulabschluss.

Gute Gründe für die Ehe

Laut Trauernicht gibt es gute Gründe für die Ehe. So gäben 40 Prozent der Verheirateten an, glücklich zu sein; unter Zusammenlebenden und Singles sagen das nur 24 Prozent. Verheiratete erlebten ihre Sexualität beglückender als Nichtverheiratete. Außerdem hätten verheiratete Männer mit 75 Jahren eine wesentlich höhere Lebenserwartung als geschiedene, die durchschnittlich nur 57 Jahre alt würden. Das „Weiße Kreuz“ unterhält über 100 Beratungsstellen in Deutschland, vor allem zu Ehe- und Familienfragen.