19. Oktober 2021

Jedes fünfte Kind fühlt sich massiv benachteiligt

Quelle: idea.de

2.500 Jungen und Mädchen wurden zu ihrer Lebenssituation befragt.

Friedrichsdorf (idea) – Rund 20 Prozent der 6- bis 11-Jährigen in Deutschland sehen sich in ihren Chancen massiv benachteiligt. Das geht aus der zweiten Kinderstudie hervor, deren Ergebnisse das christlich-humanitäre Hilfswerk World Vision Deutschland (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) am 1. Juni vorgestellt hat.
 

Dazu befragten der Sozialwissenschaftler Prof. Klaus Hurrelmann (Berlin) und die Kindheitsforscherin Prof. Sabine Andresen (Bielefeld) zusammen mit TNS Infratest Sozialforschung (München) 2.500 Kinder über ihre Lebenssituation und ihr Wohlbefinden. Hurrelmann zufolge sehen die Kinder aus dem unteren Fünftel ihre Zukunft negativ und trauen sich keine erfolgreiche Schullaufbahn zu. Es fehle ihnen an Rückhalt, Anregungen und Förderung. „In der Konsequenz ist der Alltag dieser Kinder bei einem größeren Teil einseitig auf Fernsehen oder auf sonstigen Medienkonsum ausgerichtet“, so Hurrelmann. Jungen seien besonders anfällig. Demgegenüber seien die Mädchen widerstandsfähiger und lernbereiter: „Hier deutet sich ein großer Umbruch im künftigen Geschlechtsverhältnis an.“

Kinder erleben: Armut grenzt aus

Andresen sagte: „Wir machen uns große Sorgen um Kinder, die von alleinerziehenden Eltern aufgezogen werden.“ Sie würden nach wie vor massiv benachteiligt und nähmen Armut sehr konkret wahr: „Armut grenzt aus, und dies erleben die Kinder auch so in ihrem Alltag.“ Der Vorstandsvorsitzende von World Vision Deutschland, Christoph Waffenschmidt, mahnte: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder aufgrund ihrer sozialen Herkunft beruflich und sozial ins Abseits geraten.“ Es liege im allgemeinen Interesse, „selbstsichere, lebensfrohe und kluge Kinder heranzuziehen, die als Erwachsene eine Stütze für unseren Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft sind“.

Große Mehrheit ist zufrieden

Der Studie zufolge ist die große Mehrheit der befragten Kinder mit ihren Lebensverhältnissen zufrieden und fühlt sich wohl. Die weitaus meisten hätten eine äußerst positive Meinung von ihren Müttern und Vätern und lobten deren Bereitschaft, sie mitbestimmen zu lassen. Demgegenüber sei die Zufriedenheit mit den Grundschulen spürbar geringer. Sie wollten dort genauso viel Einfluss auf die Gestaltung des Alltags ausüben, fühlten sich aber durch enge Vorgaben eingeschränkt.