6. Dezember 2021

Rechtsstreit: Spekulation um Käßmanns Begleiter

Quelle: idea.de

Spekulation um Käßmanns Begleiter.

Hannover/Hamburg (idea) – Wer war der Mann, der die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischöfin a.D. Margot Käßmann (Hannover), bei ihrer Trunkenheitsfahrt am 20. Februar begleitet hat? Spekulationen um diese Frage weiten sich zu einem Rechtsstreit aus.
 

Der Hamburger Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel (47) behauptet in seinem Internetblog (www.steinhoefel.de/blog), er habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Altbundeskanzler Gerhard Schröder der Beifahrer gewesen sei. Der Anwalt des 65-Jährigen, Michael Nesselhauf (Hamburg), ging mit einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und Androhung einer Vertragsstrafe von 10.000 Euro gegen diese nach seinen Worten „frei erfundene“ Behauptung vor. Steinhöfel ließ die Frist (31. März, 13 Uhr) verstreichen. Wenn Nesselhauf eine sogenannte Hauptsacheklage erhebe, würde er Frau Käßmann als Zeugin laden, erklärte Steinhöfel. Die 51-Jährige ließ dem Nachrichtenmagazin Focus (München) mitteilen, sie sehe keine Veranlassung, gegen Spekulationen vorzugehen, die in Internetblogs in bunter Vielfalt kursierten. Polizisten hatten Käßmann auf der Fahrt zu ihrer Wohnung in Hannover gestoppt, nachdem sie eine rote Ampel missachtet hatte. Sie hatte 1,54 Promille Alkohol im Blut, bedauerte ihre Verfehlung zutiefst und legte am 24. Februar ihre Ämter an der Spitze der EKD und der hannoverschen Landeskirche nieder. Sie akzeptierte auch einen Strafbefehl über 30 Tagessätze – in Käßmanns Fall wahrscheinlich etwa 8.000 Euro – die Sperre ihres Führerscheins für mindestens zehn Monate und die Eintragung von sieben Punkten in der Flensburger „Verkehrssünderkartei“.

Beifahrer nicht als Zeuge befragt

Die Personalien des Beifahrers der geschiedenen Theologin wurden nicht notiert. Ein solcher Zeuge spiele nur eine Rolle, wenn der Fahrer völlig kontrollunfähig sei, erklärte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Die Trunkenheitsfahrt war zuerst durch die Bild-Zeitung an die Öffentlichkeit geraten. Woher das Blatt die Informationen hatte, ist nicht bekannt. Sowohl Passanten wie auch Polizisten könnten die Nachricht weitergegeben haben. Die Staatsanwaltschaft in Lüneburg ermittelt aufgrund von vier Anzeigen gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Geheimnisverrats.

Was wird aus Käßmann?

Käßmann, die hannoversche Pastorin bleibt, hat nach ihrem Rücktritt eine Auszeit genommen. Über ihre Zukunftspläne äußerte sie sich bisher nicht. Beim Ökumenischen Kirchentag, der vom 12. bis 16. Mai in München stattfindet, wird sie aber einen großen Teil der 14 geplanten Auftritte absolvieren. Die Termine, die sie dort als EKD-Ratsvorsitzende wahrnehmen sollte, übernimmt der amtierende Nachfolger, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf). Dieser brachte gegenüber dem Hamburger Abendblatt eine künftige Tätigkeit Käßmanns an einer Universität ins Gespräch. Denkbar ist der Zeitung „Die Welt“ zufolge auch, dass für sie eine neue Tätigkeit im kirchlichen Raum geschaffen werde. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung will erfahren haben, dass die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Paris angefragt habe, ob Käßmann Interesse an einer Pastorenstelle habe. Sie hatte bereits vor einigen Jahren geäußert, dass sie diese Tätigkeit reizen würde. Im Jahr 2011 wird in der Gemeinde mit 850 Mitgliedern eine Pastorenstelle frei.