27. Januar 2022

Wie sollen Medien über Mission berichten?

Quelle: idea.de

Diskussion: Waren die Fernsehberichte über Evangelikale angemessen?

Berlin (idea) – Wie sollte in den Medien über Mission berichtet werden? Diese Frage wurde bei einer Tagung der Evangelischen Akademie zu Berlin am 26. März diskutiert. Anlass waren die Beiträge „Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer“ des ZDF-Magazins „Frontal 21“ sowie „Christliche Missionare: Sterben für Gott?“ des ARD-Magazins „Panorama“ im vergangenen Jahr.
 

Die EKD hatte daraufhin den Pauschalangriff auf evangelikale Christen und den undifferenzierten Umgang mit der Kategorie des Fundamentalismus gerügt. Auch der Fernsehrat des ZDF äußerte Kritik an dem „Frontal 21“-Beitrag. Bei der Podiumsdiskussion in Berlin verteidigte der Direktor des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland, Christoph Anders (Hamburg), die EKD-Reaktion. Sein Werk habe sich der EKD-Stellungnahme angeschlossen, da der „Frontal“-Beitrag missionarisches Handeln unter Generalverdacht gestellt und eine Parallelität von christlichen Märtyrern und islamischen Selbstmordattentätern nahegelegt habe. Es habe an der nötigen Differenzierung gefehlt.

EKD sollte Evangelikale nicht einbeziehen

Dem widersprach „Frontal 21“-Redakteur Ulrich Stoll (Berlin). Er halte die Stellungnahme der EKD für unberechtigt. Nach der Ermordung der beiden deutschen Bibelschülerinnen Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26) im Jemen habe er bei Evangelikalen keine Nachdenklichkeit, sondern trotzige Reaktionen angetroffen nach dem Motto: „Der Satan hat seine Festungen aufgebaut.“ Die EKD wolle Evangelikale stärker einbeziehen, so Stoll. „Dabei haben wir offensichtlich gestört.“ Er halte den Versuch, die Kirche mit einer fundamentalistischen oder konservativen Ausrichtung zu stabilisieren, für keinen glücklichen Weg.

Dankbar für kritische Beiträge über Evangelikale

Die Rundfunk- und Filmbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Angelika Obert (Berlin), sagte, sie sei dankbar für die Beiträge von „Frontal 21“ und „Panorama“. Über Evangelikale werde zu wenig kritisch berichtet. Die in beiden Sendungen kritisierte Organisation „Jugend mit einer Mission“ habe ein „verheerendes Missionsverständnis“ und arbeite mit „katastrophalen Falschinformationen über andere Religionen“. Allerdings sei die Argumentation der Fernsehjournalisten „etwas kurzschlüssig“ gewesen. Hingabe und Opferbereitschaft gehörten zum christlichen Selbstverständnis. Die Geschichte des Christentums habe mit Märtyrern begonnen. Auch der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) oder der Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Helmuth Graf von Moltke (1907-1945), seien für ihren christlichen Glauben gestorben.

Gehirnwäsche und Gruppenzwang in Herrnhut

Dem widersprach die „Panorama“-Mitarbeiterin Anna Orth (Hamburg). Bonhoeffer sei ein reifer, erwachsener Mann gewesen. Dagegen seien die Missionare von „Jugend mit einer Mission“ jung und unerfahren. Zudem stünden sie unter Gruppenzwang. Ihre Ausbildung im sächsischen Herrnhut erinnere an Gehirnwäsche. Jeder Zweifel, jede Distanzierung gegenüber den Ausbildungsleitern werde als dämonisch kritisiert. Der „Panorama“-Beitrag habe sich nicht mit christlicher Mission insgesamt befasst, sondern mit deren Missbrauch. Orth hatte mit zwei Kolleginnen mehrere Tage in Herrnhut mit versteckter Kamera an einer Schulung von „Jugend mit einer Mission“ teilgenommen.