28. Mai 2022

Bischöfin: Muezzin-Ruf würde in Hamburg nicht stören

Quelle: idea.de

Die Bischöfin des Sprengels Hamburg-Lübeck, Maria Jepsen: Er darf nicht zu laut erschallen - Nachbarn müssen zustimmen.

Hamburg (idea) – Dass der Muezzin eines Tages in Hamburg öffentlich zum islamischen Freitagsgebet ruft, kann sich Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg) durchaus vorstellen.
 

Allerdings sollte der Gebetsruf nur einmal pro Woche und dann nicht zu laut erschallen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Auch sollten die Bewohner des betroffenen Stadtteils einverstanden sein, so Jepsen. Das sensible Miteinander der Religionen in der Hansestadt dürfe nicht zerstört werden. Nach Angaben des Hamburger Abendblatts erwägt die Centrum-Moschee, einen öffentlichen Gebetsruf einzuführen. Die Bischöfin des Sprengels Hamburg-Lübeck kann sich nicht vorstellen, dass die Hamburger für ein Verbot von Minaretten stimmen würden, wie es die Mehrheit der Schweizer bei einer Volksabstimmung am 29. November getan hat. In Hamburg würde man solche Angelegenheiten im Interreligiösen Forum erörtern, sagte sie.

Kirchenmitglieder in der Minderheit

Die Bischöfin hatte bei ihrem Adventsempfang am 3.Dezember darauf aufmerksam gemacht, dass das über Jahrhunderte protestantisch geprägte Bild Hamburgs nicht mehr allein von Kirchen bestimmt werde. Gotteshäuser anderer Religionen gehörten ebenso dazu: „Synagogen und Moscheen, auch mit Minarett, Gebetshäuser, Tempel und Logen prägen das Hamburger Stadtbild.“ Kirchenmitglieder sind in der Hansestadt in der Minderheit. Etwa 30 Prozent der 1,7 Millionen Einwohner gehören der evangelischen Kirche an; rund 10 Prozent sind katholisch. Der Rest ist konfessionslos, orthodox, freikirchlich oder gehört anderen Religionen an. Die Gesamtzahl der Glaubensgemeinschaften wird auf bis zu 120 geschätzt.

Kontroverse in Rendsburg

In Rendsburg ist eine Kontroverse darüber entbrannt, dass von der neuen Moschee drei Mal am Tag der Muezzinruf erschallen soll. Die CDU im benachbarten Büdelsdorf legte Protest ein, und die Bürgerinitiative „Kein öffentlicher Gebetsruf“ überreichte der Rendsburger Ratsversammlung 783 Unterschriften gegen den Muezzin-Ruf. Zu mehr Toleranz rief der Beauftragte der Nordelbischen Kirche für den christlich-islamischen Dialog, Pastor Detlef Görrig (Hamburg), auf. Wenn ein Schallgutachten keine Einwände rechtfertige, müsse der Gebetsruf akzeptiert werden. Die Rendsburger Moschee war am 9. Oktober im Beisein des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) eröffnet worden. Erstmals war dabei der Ruf des Muezzins zu hören.