24. Oktober 2021

ARD-Magazin verteidigt verdeckte Recherchen gegen Evangelikale

Quelle: idea.de

Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang: Journalistinnen bedienten sich „infamer Lügen“.

Hamburg (idea) – Das ARD-Magazin „Panorama“ (Hamburg) hat seine verdeckten Recherchen beim evangelikalen Missionswerk „Jugend mit einer Mission“ (JMEM) verteidigt.
 

Für eine Reportage über die Organisation hatten sich zwei Reporterinnen als „streng gläubige Christinnen“ ausgegeben, an einer Veranstaltung des Missionswerks in Herrnhut (Sachsen) teilgenommen und mit versteckter Kamera gedreht. Dieses Vorgehen war auf Empörung gestoßen. Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbunds KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten), Wolfgang Baake (Wetzlar), warf „Panorama“ vor, sich „illegal gemachter Aufnahmen“ bedient zu haben. Ziel sei eine „undifferenzierte und bewusst negative Darstellung“ jeglicher christlicher Mission. Nach Ansicht des ehemaligen Theologischen Referenten in der badischen Kirchenleitung, Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang (Karlsruhe), schlichen sich die Journalistinnen „mit geradezu infamen Lügen“ ein. „Haben sich künftig auch andere Menschen und Gruppen in unserem Lande auf solche Recherchemethoden einzustellen? 20 Jahre nach dem Ende der DDR würde dann deren totalitäres und menschenverachtendes Verhalten nunmehr mit Hilfe des NDR bei uns hoffähig“, schrieb Baschang an den Sender.

NDR: JMEM verweigerte Drehgenehmigung

Im Auftrag des NDR-Intendanten, Lutz Marmor, weist der Redaktionsleiter von „Panorama“, Volker Steinhoff, die Vorwürfe zurück. Der Sender begründet das Vorgehen damit, dass JMEM alle Drehanfragen verweigert habe. Von öffentlichem Interesse sei aber, „was Anhänger von JMEM motiviert, sich in Lebensgefahr zu begeben“. Dies habe „Panorama“ durch den verdeckten Dreh dokumentieren können. Nach der Ausstrahlung des Beitrags am 8. Oktober hatte JMEM erklärt, dass Jugendliche nicht zu gefährlichen Einsätzen im Ausland motiviert oder gar zum Martyrium aufgerufen würden.

Auch Kirchen kritisieren JMEM

Auch die EKD und die sächsische Landeskirche übten Kritik an dem Missionswerk, weil dessen Missionstätigkeit nicht dem landeskirchlichen Verständnis von Mission entspreche. Bei JMEM herrsche eine dualistischen Weltsicht vor, die fatal an den Ausspruch des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan von einer „Achse des Bösen“ erinnere, sagte beispielsweise der Präsident des EKD-Kirchenamts, Hermann Barth (Hannover). Zugleich weisen die Vertreter der Amtskirchen darauf hin, dass man nicht alle evangelikalen Missionswerke in einen Topf werfen dürfe. So verteidigten sie die evangelikale Missionsarbeit gegen einen Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“, der Evangelikale in die Nähe islamischer Selbstmordattentäter rückte.