18. Mai 2022

Von der Millionärin zur Missionarin

Die als „Mutter Teresa von Dresden“ bekannt gewordene Sabine Ball starb mit 83 Jahren

Quelle: ideaPressedienst vom 10.Juli 2009

Matthias Pankau

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Sabine Ball – die „Mutter Teresa von Dresden“ – ist tot. Sie starb am 7. Juli im Alter von 83 Jahren an Herzversagen. Besonders die Elbmetropole trauert. Denn hier hatte die gütige Dame mit den strahlenden Augen und dem silbergrauen Haar in den vergangenen 16 Jahren das Café „stoffwechsel“ aufgebaut, das benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben möchte. Unzähligen Menschen gab Sabine Ball neue Hoffnung – in einem Alter, in dem andere längst den Ruhestand pflegen. Ihr Motto: „Ein Christ kann nur durch sein Leben überzeugen.“
 

Von Königsberg über Dresden nach Miami
Ihr eigenes Leben war nicht nur überzeugend, sondern vor allem beeindruckend. Geboren wird sie 1925 in Königsberg. Doch angesichts der drohenden Zerstörung verlässt sie im Dezember 1944 mit 19 Jahren die ostpreußische Hauptstadt. Ihre Eltern, wohlhabende Kaufleute, schicken sie in das vermeintlich sichere Dresden. Wie durch ein Wunder überlebt sie das Bombeninferno mit weit über 20.000 Toten. Rückblickend hat sie die Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 als die schlimmste Nacht ihres Lebens bezeichnet. Später geht sie nach Günzburg an der Donau und arbeitet als Tischlerin in einer Schreinerei. Doch sie will mehr vom Leben.
 

Der netteste Millionär
Sie wandert nach Amerika aus. Ihr Traum: Sie möchte sich einen Millionär angeln. Doch zunächst arbeitet sie als Kindermädchen, bildet sich abends zur Hotelfachfrau weiter. Schließlich wird sie Managerin eines exklusiven Yacht-Clubs in Miami. Die Millionäre gehen dort ein und aus. Den Nettesten heiratet sie. Die beiden bekommen zwei Kinder. Doch das Glück währt nicht lange. Denn das Luxusleben erfüllt die junge Frau nicht. Außerdem hat ihr Mann ein Alkoholproblem. Nach zehn Ehejahren lassen sich die beiden scheiden. Sabine Ball zieht – ausgestattet mit einem guten finanziellen Polster – nach Santa Barbara, kauft ein Haus, will neu anfangen. Doch die innere Leere bleibt.
 

Zuhause bei den Hippies
In Indien sucht sie im Buddhismus die Erfüllung – vergebens! Als sie in die USA zurückkehrt, blüht die Hippiebewegung. Das einfache Leben der Blumenkinder beeindruckt Sabine Ball. Nur der Drogenkonsum macht ihr Probleme. Sie will die Hippies von der Sucht befreien. Dafür verkauft sie ihr Haus und erwirbt Land bei San Francisco. Ihre Scheune wird ein Zentrum der Hippie-Bewegung. Irgendwann schließen sich einige Hippies den Jesus-People an. Auch Sabine Ball fängt an, in der Bibel zu lesen und wird schließlich Christin. Ihr gesamtes Vermögen stiftet sie einem Verein, zieht nach New York und arbeitet im Stadtteil Brooklyn als missionarische Sozialarbeiterin. Es folgen eine Ausbildung beim internationalen Missionswerk „Jugend mit einer Mission“ und missionarische Kurzzeiteinsätze in aller Welt.
 

Bundesverdienstkreuz abgelehnt
Bei einem Deutschlandaufenthalt 1992 hat sie den Eindruck, dass Gott sie für eine neue Aufgabe nach Dresden ruft. Mit zwei kleinen Koffern und 1.500 Dollar in der Tasche kommt sie ein Jahr später in die Elbmetropole. Innerhalb weniger Jahre baut sie mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher in Dresden-Neustadt die sozial-missionarische „stoffwechsel“-Arbeit auf. Sie ist derart beeindruckend, dass zahlreiche Preise und Auszeichnungen folgen. Doch das war Sabine Ball nicht wichtig. Das Bundesverdienstkreuz etwa lehnte sie mit den Worten ab „Was soll ich damit?“. Schließlich sei all dies nicht ihr Verdienst, sondern Gottes Gnade. Wichtig war ihr, dass möglichst viele junge Menschen wieder auf die gerade Bahn kamen und neue Hoffnung für ihr Leben schöpften.
 

Viele von ihnen werden anwesend sein, wenn die „Mutter Teresa von Dresden“ am 14. Juli beerdigt wird. Im Zentrum der Predigt wird ein Vers aus dem Markus-Evangelium stehen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzem Verstand und mit all deiner Kraft“ (Mk 12,30). Ebenso wichtig scheint aber der nachfolgende Vers: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.“ Denn dafür stand Sabine Ball wie nur wenige andere Menschen.

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