Quelle: jungefreiheit.de
BERLIN. Hat sie oder hat sie nicht? Seit knapp einer Woche kursiert in den sozialen Netzwerken eine vermeintliche Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Asylkrise. Es war vergangenen Dienstag in Berlin, die Union traf sich zur Fraktionssitzung.
Hierbei gibt es offenbar auch Widerspruch zu Merkels Asylpolitik. Eine wachsende Zahl von Unions-Abgeordneten hält die Entscheidung Merkels, Flüchtlinge unkontrolliert aus Ungarn über Österreich einreisen zu lassen, sowie die durch Selfies mit der Kanzlerin verbreitete „Refugees welcome“-Stimmung für fatal. Unmut macht sich breit. Auch in der Fraktionssitzung. Merkel reagiert genervt. Sagt: „Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. Nun sind sie halt da.“
„Kanzlerin nimmt Sorgen der Menschen ernst“
Publik gemacht hat die Äußerung der Journalist Hugo Müller-Vogg auf seinem Twitter-Kanal. Seitdem verbreitet sich der Tweet rasant. Die Aussage erinnert an Merkels Satz während einer Pressekonferenz Mitte September in Berlin. Damals antwortete sie – konfrontiert mit den Folgen ihrer Entscheidung, Zehntausende Asylsuchende aus Ungarn nach Deutschland geholt zu haben: „Ich muß ganz ehrlich sagen: Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, daß wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen – dann ist das nicht mein Land.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski jedoch widerspricht – zumindest ein bißchen: So wie von Müller-Vogg geschildert, sei es nicht gewesen. Man habe eine gute Diskussion gehabt, schrieb Schipanski auf Twitter. Ergebnis: „Kanzlerin nimmt Sorgen der Menschen ernst, muß dies aber stärker kommunizieren.“
Müller-Vogg bleibt bei Aussage
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT bleibt Müller-Vogg bleibt bei seiner Version. „Der Vorgang wurde mir so von mehreren Quellen bestätigt. Bislang hat auch noch niemand aus der Union, weder offiziell noch inoffiziell, zu mir gesagt, daß der Satz so nicht gefallen sei und ich etwas Falsches oder Unwahres getwittert habe.“
Auf die Frage, ob Merkel die Folgen ihrer Asylpolitik vielleicht unterschätzt habe, antwortet Müller-Vogg: „Es gilt wohl generell, daß die Flüchtlingsfrage aus Berliner Sicht leichter zu handhaben ist, als in den Kommunen und Gemeinden, wo die Auswirkungen direkt zu spüren sind.“ (krk)